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Hier kommt Methadon für alle Metal-Junkies auf Tool-Entzug. Für jene, die die qualvolle Wartezeit bis zu den neuen Platten von Opeth und Meshuggah nicht ertragen können. Für jene, deren hervorragende neue Katatonia-CD vor lauter Abnutzung den CD-Player verlassen muss. Und natürlich für alle Klang-Gourmets, die aufgeschlossen sind für düsteren, emotionalen und anspruchsvollen Prog-Metal. Oddland kommen aus Turku in Finnland und haben vor vier Jahren ihr vielbeachtetes Debüt-Album „The Treachery of Senses“ veröffenlicht. Nun steht nach einem Wechsel zum Sensory-Label ihr neues Werk „Oddland“ in den Startlöchern. Ein sehr spannendes Stück Musik, genauso wie die Frage, warum Bands dieser Art beinahe allesamt aus Skandinavien zu stammen scheinen. Denn es gibt eine eindeutige stilistische Verwandschaft zu (den neueren) Opeth, zu Pain of Salvation, zu Leprous, zu Katatonia. Es ist vermutlich die irgendwie melancholische Emotionalität, die der Musik dieser Bands allen gemeinsam ist – so auch bei Oddland.

Oddland macht neugierig, zunächst schon mit dem Bandnamen und auch dem bestechenden Cover-Artwork des Ägypters Mohammed Essam, der zusätzlich zu jedem Song ein eigenes Bild angefertigt hat. Das erinnert mit seiner Film-Noir-Ästhetik an düstere Graphic-Novels der letzten 20 Jahre wie „Sin City“ oder „V wie Vendetta“. Es ist geschickt, wie die Band mit diesen Assoziationen auch in ihrer Musik spielt und so die eigenwillige, dunkel-beklemmende Atmosphäre erzeugt, die von den gelungenen Kompositionen unterstrichen wird. Die sind typischerweise komplex und im besten Sinne progressiv. Auch wenn die Musik der Finnen entfernt an einige bekannte Namen aus der Szene erinnern mag, so ist die Band doch unvergleichlich und auf jeden Fall wert, entdeckt zu werden. Die Vocals sind betörend, fast hypnotisierend und überwiegend im Klargesang gehalten – aber nicht ausschliesslich. Die Riffs sind hart, ohne dass sie sich schnell erschliessen. In den Intros der Lieder spielen Oddland stark mit Die 9 Songs über 45 Minuten sind homogen, nicht in sich, jedoch über den Verlauf des Gesamtwerks. Das ist keine Kritik, denn die relative Gleichförmigkeit ergänzt sich sehr mit der transportierten nihilistischen Stimmung und wird zusätzlich durch die Spannungskurve aufgewertet. Ein wirklich interessanter, relativ neuer Player in der Szene, von dem man sicher nicht zum letzten Mal gehört hat.

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