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New Lore

Sean Rowe ängstigt sich nicht vor großen Fußstapfen. Nicht vor denen, in die er trat, als er sein neues, viertes Album ‚New Lore‘ aufnahm. Das geschah nämlich in dem Studio in Memphis, das einst der legendäre Sam Phillips gründete und dort mit Legenden wie Elvis Presley, Johnny Cash, B.B. King, Howlin‘ Wolf und zahlreichen weiteren zusammenarbeitete. Für den aus New York stammenden Rowe ist der Rückgriff auf Namhaftes und Bewährtes während einer Albumproduktion Methode, legte er doch bereits bei seinem zweiten Album ‚The Salesman And The Shark‘ Wert auf eine Apparatur, an der schon Alben von Neil Young oder The Rolling Stones gemixt wurden.

Es besteht kein Zweifel, dass die Studio-Umgebung in Memphis Sean Rowe auch diesmal wieder stark inspiriert hat. Das Interessante an ‚New Lore‘ ist nämlich, dass der Sänger nicht mehr allein auf die Wirkung seiner Stimme setzt und einigen seiner Songs einen eindrücklichen Spirit verleiht. Dafür beschreitet er traditionelle bis konservative musikalsiche Wege, die in den Wänden des Phillips-Studios schon vor Jahrzehnten gegangen wuden. Das meint etwa den Gospel und Soul von ‚Promise Of You‘, den Blues von ‚You Keep Coming Alive‘ oder den Funk von ‚Newtins Castle‘.

Mit ‚New Lore‘ dürfen wir an dem Reifungsprozess eines Künstlers teilhaben, der ein beinah perfektes Maß an Professionalität und Improvisation findet. Nichts ist hier beliebig, was dem Album fast die Attitüde eines Altwerks verleiht. Dabei liegen die ursprünglicheren, noch ungeschliffenen Tunes aus Rowes Anfangstagen doch erst ein paar Jahre zurück. Fast möchte man ihm seine eigenen Worte entgegenbringen:

‚You know, I can’t stop you from growing up, I’d just wished that it wasn’t so soon.‘

(‚I’ll Follow Your Trail‘)

Freilich bleibt, was die Songs von Sean Rowe schon immer ausgemacht hat: Dass sie so voller Seele sind und echt. Auf ‚New Lore‘ sind sie auf ihre Art makellos. Da sitzt jeder Ton, wird jede Note mit der nötigen Vorsicht oder eben Nachdruck gespielt. Kunst ist das und hat nichts mit schnelllebiger Popmusik zu tun.

Sean Rowe ängstigt sich nicht vor großen Fußstapfen. Schon gar nicht vor denen, die er selbst hinterlässt.

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