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Molok

Gazpacho ist eine südspanische oder portugiesische Suppe aus ungekochtem Gemüse. Die Musik der gleichnamigen norwegischen Band aus Oslo ist jedoch weder roh noch leicht goutierbar wie eine Suppe. Nein, „Molok“ ist ein sperriges Album geworden, für das man sich etwas Zeit nehmen muss.

Bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres letzten Studioalbums „Demon“ legen die Skandinavier mit Molok nach und bieten auch hier wieder gefälligen Neo-Prog mit leicht düsteren Ambient-Einflüssen im Stil von Porcupine Tree, Radiohead, Sigur Ros und Pink Floyd. Bei „Molok“ wird von Anfang auf Atmosphäre gesetzt, die Songs sind eher ruhig und bieten neben den besonders hervortretenden Percussions insbesondere Streichinstrumenten und Keyboards viel Raum für stimmungsvolle Soli. Dabei wird generell mehr Wert auf Atmosphäre gelegt als auf Massentauglichkeit. Und das ist gut so.

Die Musik gibt sich teils episch (‚Know Your Time‘), erinnert dann wieder stark an die 70er mit atmosphärischen Chören und Ambient-Sounds. Im letzten Song ‚Molok Rising‘ wird es besonders spannend, was die Instrumentierung angeht, wenn auf nachgebauten steinzeitlichen (!) Musikinstrumenten gespielt wir. Singende Steine und Knochen kommen hier zum Einsatz und geben dem Finale dieses hochspannenden Albums die nötige Würze, heben es mit ihrem ungewöhnlichen Klang aber auch aus dem stilistisch ohnehin nicht vorhandenen Einheitsbrei des Neo-Progs heraus. Da klingt das vorher ebenfalls verwendete Akkordeon schon regelrecht vertraut, wenn es für folkloristische Elemente sorgt.

Extrem verhallte Pianoklänge, Jan-Henrik Ohmes fast schon intimer Gesang, selten ein paar härterer Gitarrenriffs. „Molok“ ist eine Platte für die ruhigen Stunden des Lebens, für die jetzt wieder früher einsetzende Nacht. Für Prog-Verhältnisse sind die Songs überraschend kurz und kompakt geraten und überschreiten kaum die Fünf-Minuten-Marke, lediglich ‚Molok Rising‘ fällt da mit knapp zehn Minuten etwas aus dem Rahmen. Wer auf anspruchsvollen progressiven Art-Rock steht und es gerne düster-atmosphärisch hat, der kommt diesen Monat nicht um Gazpacho herum. In diesem Sinne: Guten Appetit beim Suppenschlemmen!

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