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Memento Mori

Die Macht der Riesensäge („Sahg„) aus den Wäldern Norwegens ist zurück mit einem neuen Album. Der hervorragende Vorgänger des neuen Albums „Memento Mori“ ist tatsächlich beinahe drei Jahre alt. Die vier Herren von Sahg richten dieses Mal ihren Fokus auf die Vergänglichkeit, offensichtlich geprägt von omnipräsentem religiösem Fanatismus und der schonungslosen Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten. Die Band stand nach dem Weggang von Gitarrist und Gründungsmitglied Thomas Tofthagen (Audrey Horne) sowie Schlagzeuger Thomas Lønnheim kurzzeitig vor dem Aus. Zum Glück erwiesen sich die beiden Neuzugänge letztlich als Segen, aber dennoch hinterliess die Veränderung einen bleibenden Eindruck bei Sänger und Bandleader Olav Iversen: „Uns wurde einmal mehr bewusst, wie fragil alles ist. Aber Sahg existiert weiter, und „Memento Mori“ ist der lebende Beweis dafür“. Weitere prägende Geschehnisse in dieser Richtung und den letztlichen Ausschlag für den Albumtitel gab der Tod der beiden Rock-Legenden und grossen Vorbilder Lemmy Kilmister und David Bowie.

Deutliche Veränderungen gibt es nicht beim Sound von Sahg, den die Band selbst einmal als „Space Doom Metal“ bezeichnet hat. Es ist eine sehr launige Mischung aus Doom, klassischem Heavy Metal und Psychedelic mit einem progressiven Dreh. Album Nummer fünf ist etwas härter als der Vorgänger, was mit Sicherheit den beiden neuen Mitgliedern Ole Walaunet (Lead Gitarre) und Mads Lilletvedt (Drums) zuzuschreiben ist, die beide aus dem Extreme-Metal-Bereich kommen. Aber härter ist ja meistens nicht schlecht, wenn es um Heavy Metal geht. Losgehen tut es allerdings erst einmal spacig-gemächlich mit minimalistischen Gitarren-Tönen und ruhigem Gesang von ‚Black Unicorn‘. ‚Devilspeed‘ nimmt deutlich an Fahrt auf, zunächst vor allem beim Gesang. Iversen teilt sich hier seine Pflichten mit Bassist Vetaas, und die gequälten Schreie, kombiniert mit einem mächtigen Soundsturm der Gitarren und des Schlagzeugs, lassen einen wohlig Schauern. ‚Sanctimony‘ hat Iversen wie auch ‚Take It To The Grave‘ mit seinem neuen Gitarristen Walaunet komponiert – das Ergebnis gefällt, weil es dem Sahgs Musik neue Komponenten hinzufügt. Die Songs haben einen etwas anderen Touch, klingen aber gleichzeitig vertraut und fügen sich so perfekt ins Gesamte ein. ‚Silence The Machine‘ ist ein echter Knaller, mit sludgy Groove und einem Chorus, den man nicht mehr los wird. ‚Travellers Of Time And Space‘ punktet mir einer sehr coolen Mischung aus klassischen Hardrock-Elementen und düster-psychedlischem Metall. Black Sabbath und Mastodon stehen anerkennend nickend im Hintergrund.

Für den Schlusspunkt haben sich die Norweger etwas ganz besonderes einfallen lassen. ‚Blood Of Oceans‘ ist eine Kooperation mit dem ehemaligen Bandmitglied und Multiinstrumentalist Einar Selvik, heute u.a. verantwortlich für das Pagan-Folk-Projekt Wardruna. Entsprechend sind die Texte erstmals in der Bandgeschichte in Norwegisch gehalten und einige nordische Folklore-Instrumente runden das Ganze ab. Der Gesang wirkt hypnotisierend wie eine Beschwörung, das Ambient-Programming verflicht sich perfekt mit den doomigen Drums und Riffs von Sahg. Ein ungewöhnlicher, aber enorm stimmungsvoller Schlusspunkt von „Momento Mori“. Das ausdrucksstarke fünfte Werk der Skandinavier ist ein konsequenter, weiterer Schritt in der Bandgeschichte. Voller Emotionen, düster und spacig, dabei aber melodisch und eingängig. Top.

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