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Master Of Puppets – Expanded 3-CD Edition

Ach, schade.

„Master Of Puppets“ ist so ein Album, das meine Welt verändert hat. Ernsthaft. Und mit Sicherheit stehe ich mit dieser Meinung nicht allein da – für Metal-Fans in ihren Vierzigern ist „Master Of Puppets“ ihr „Sgt. Pepper“ oder „Dark Side Of The Moon“. Man mag andere Alben besser finden, aber „Master Of Puppets“ hat eben alles verändert. Und natürlich hätte solch ein Klassiker eine richtig fette Super-Mega-Deluxe-Immersion-Box verdient, so wie zum Beispiel die oben erwähnten Alben auch.

Aber leider wurde das wieder nix. Verständlich ist das schon. Denn, egal ob heute bei C&A und H&M Shirts mit dem „Master“-Artwork verkauft werden, als das Album aufgenommen wurde und erschien, war es eben noch ein Underground-Album mit kleinem Budget, das wohl bei einem Major-Label erschien, aber eben relativ unspektakulär und vor allem schnell fertiggestellt werden musste. Großartige Out- und Alternate Takes in exzellenter Qualität, wie sie von The Beatles oder Pink Floyd erschienen sind, existieren von den „Master“-Sessions nicht – wenn der Song fertig war, ging’s zum Nächsten. Demos wurden entweder mit einer Vierspurmaschine aufgenommen oder gar gleich mit dem Kassettenrekorder. So ist das als Bonusmaterial vorliegender „Expanded Deluxe Edition“ eben klanglich irgendwo zwischen „anhörbar“ und „ziemlich mies“ angesiedelt – nicht, weil die bösen Buben den guten Stoff nicht rausrücken (das ‚St. Anger‘-Demo mit Cliff Burton und Dave Mustaine bleibt immer noch im Giftschrank), sondern weil schlicht und einfach kein hochwertiges Bonusmaterial existiert.

Doch auch wenn man das der Band nicht ankreiden kann, bleibt trotzdem die Frage, ob diese Deluxe-Variante viel Sinn macht. Die Demo-Sammlung auf CD 2 wird wohl selbst der härteste Fan nicht mehr als einmal anhören, und die Livetakes auf CD 3 sind eben auch (mit einer Publikumsaufnahme als Ausnahme) Soundboard-Mitschnitte auf – ordentlichem – Bootleg-Niveau, die dem Gelegenheitsfan einfach zu breiig klingen werden. Natürlich, eine gut klingende Metallica-Livescheibe von 1986 wird auf ewig der Wunschtraum jedes Fans bleiben. Schließlich klingt die Band hier noch so richtig heavy, Hetfield noch aggressiv und fokussiert, Ulrich spielt auf den Punkt (!), Hammett noch seine genialen Original-Leads – schon auf Tour zu „…And Justice For All“ war das alles nicht mehr so. Schade eben nur, daß bei einigen Songs so gut wie nix vom Gesang zu hören ist. Und die Soli oft nur zu erahnen sind. Oder Cliff Burtons Bass.

Wie erwähnt, es gibt eben keinen „Heiligen Gral“ in Form eines professionellen Mehrspur-Gigs der „Damage, Inc.“-Tour, und genausowenig gibt es ungehörte Songs aus der Ära. So gibt es hier eben das Beste, was aus dem vorhandenen Material herauszuholen war. Ob das 23€ wert ist – vor allem, weil jeder, der sich hierfür interessiert, das Originalalbum eh schon besitzen wird – liegt im „eye of the beholder“. Auf jeden Fall sollte jeder potenzielle Käufer sich über das Dargebotene im Klaren sein – ansonsten könnte es zu ziemlichen Enttäuschungen kommen.

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