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Mariner

Über drei Jahre ist das letzte Studioalbum „Vertikal“ von Cult of Luna her, das bei uns hervorragend abgeschnitten hat. Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte die schwedische Post-Metal-Institution bekannt gegeben, eine längere unbefristete Pause als Band zu machen (wir berichteten). Doch offensichtlich ist die Zeit der Muße schon eine Weile vorbei. Und das, obwohl die Skandinavier in der Zwischenzeit auch noch zwei Weggänge zu bewältigen hatten. Keyboarder Anders Teglund wurde durch Kristian Karlsson ersetzt, Gitarrist Erik Olofsson, der lediglich das Cover-Artwork beigetragen hat, wird nicht offiziell ersetzt. Vorübergehend wird er vertreten von David Johansson von der Band Kongh.

Das neue Album „Mariner“ ist in Kooperation mit der US-Sängerin Julie Christmas entstanden, die regulär in den Bands Made Out Of Babies ist bzw. davor bei Battle of Mice war. Das Ergebnis klingt spannend, wie man bereits im vorab veröffentlichten Song ‚A Greater Call‘ hören konnte, die Band entwickelt ihren Sound weiter. Die ausdrucksstarke Stimme von Christmas verändert den Eindruck von der Musik stark. „Mariner“ ist so gesehen ein krasser Evolution seit „Vertikal“. Ob das gefällt, ist sicherlich sehr stark Geschmackssache.

Vor einiger Zeit hatte ich mich darüber ausgelassen, wie das amerikanische Instrumental-Metal-Duo Tempel wohl mit Gesang klingen würde. Cult of Luna gibt diese Antwort mit „Mariner“ beeindruckend. Direkt beim ersten der fünf Songs auf dem neuen Werk sind die Screams beeindruckend präsent. Die Tatsache, dass Christmas bei ‚A Greater Call‘ zunächst nur sanfte Background-Vocals beisteuert, macht die Diskrepanz nur noch explosiver. Bei ‚Chevron‘ erinnert das Gesäusel der Amerikanerin zunächst etwas an Islands Björk, aber später unterstreichen gequälte Schreie die düstere Stimmung der Musik. Diese Kombination aus ruhigem und schrillem, aber gleichermassen theatralisch-dynamischem Gesang zieht sich durch das ganze Album. ‚Approaching Transition‘ steigert sich dabei über fast 13 Minuten von einem Säuseln zu einer gruseligen Operette. ‚Cygnus‘ spielt mit dissonanten Klängen im Hintergrund, die Grundrezeptur bleibt jedoch die Gleiche und das hat dann durchaus etwas ermüdendes weil die Abwechslung fehlt.

„Vertikal“ war für mich ein Meisterwerk, das gerade durch seinen fehlenden Gesang seine Grösse erreichte. „Mariner“ ist daher im direkten Vergleich „nur“ gut geworden. Objektiv ist es ein rundes und atmosphärisch sehr dichtes Album geworden. Man darf gespannt sein, ob die Kollaboration mit Christmas in der Zukunft Bestand haben wird.

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