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Light It Up

Die Tage werden wieder kürzer, Freunde. Zeit, das Licht anzuschalten. Oder ein Feuer zu entfachen. Wir wissen, dass eben das – in musikalischer Hinsicht – schon immer die Mission von Hot Water Music war, haben hinsichtlich ‚Light It Up‘ nichts anderes erwartet und schließen das neue Album also willig in unser unersättlich brennendes Herz.

Als Institution, die Hot Water Music seit vielen Jahren sind, kommen die vier Herren inzwischen nur noch sporadisch zusammen. Nur eine Handvoll Konzerte werden über’s Jahr absolviert (zum Nachsehen der europäischen Fans vorrangig in den Vereinigten Staaten) und für gemeinsame Aufnahmen lässt man sich eben gern mal ein Viertel Jahrzehnt Zeit. Das Gute daran ist, dass da nichts mehr vertragsverpflichtet erzwungen wird und mit der Abstinenz eines Band-Alltags die Lust an der Zusammenarbeit zu wachsen scheint.

Im Ergebnis klingt ‚Light It Up‘ irgendwie befreit und inspiriert. Die obligate Mischung aus Post-Hardcore und Punkrock wird aufgelockert durch Southern Rock-Elemente mit so interessanten Ausschlägen, wie sie der hackende Titeltrack liefert. Die Arbeitsaufteilung zwischen den beiden Sängern ist noch offenkundiger als auf den vorigen Alben. Chris Wollard übernimmt mit Wonne die straighten Punkrock-Parts, deutlich hörbar gefärbt durch seine Ship Thieves-Aktivitäten. ‚Rabbit Key‘ hätte sich etwa perfekt in deren zweites Album ‚Canyons‘ eingefügt. Aber der Herr mag’s auch gern noch härter: Bereits die zweite Single-Auskopplung ‚Vultures‘ hatte sich rauh und schnell präsentiert und der schon erwähnte Titeltrack ist eine sehr tighte Reminiszenz an Motörhead.

Chuck Ragan hingegen ist nach wie vor zuständig für die leichter verdaulichen Stücke und deren melodieverliebten Ouh-ouh-oh-Höhepunkte (‚Bury Your Idols‘, ‚High Class Catastrophy‘). Stimmlich ist das wenig herausfordernd und lockt Ragan nur noch selten aus der Reserve. Allerdings haben auch die eher gefälligen Songs gerne eine düstere Kante. Das desert-rockige ‚Sympathizer‘ sticht da zum Beispiel heraus – und hätte atmosfärisch übrigens ebensogut auf Ragans Solo-Album ‚The Flame In The Flood‘ gepasst.

Diese Bandbreite mag dem Umstand zu verdanken sein, dass die Band für ‚Light It Up‘ auf einen Produzenten verzichtet und selbst die Kontrolle über die Aufnahmen behalten hat. Die Platte wirkt jedenfalls um Einiges ambitionierter als ihr Vorgänger ‚Exister‘. Und ist doch kein wirklich typisches Hot Water Music-Album. Sie wirkt vielmehr wie eine Kooperation von vier auch anderweitig beeinflussten, sehr erfahrener und darum gleichberechtigten Musikern, die ihre Inspirationen zusammenbringen und sich kaum noch von der selbst geschaffenen HWM-Marke einengen lassen. Das macht sie auf ‚Light It Up‘ mehr zu einem Kollektiv als zu einer Band, in dem der Eine den Anderen in seinen aktuellen Interessen unterstützt. Und auch noch hörbar Spaß daran hat.

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