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Life Is Good

RTFact ist ein Projekt des russischen Komponisten Yuri Uoalodarsky und des amerikanischen Texters David Andrew Grout. Die beiden haben sich für das Album „Life Is Good“ Unterstützung aus aller Welt geholt, um ihre Vorstellung von einem Prog-Album umzusetzen. Die bekanntesten Musiker dürften dabei die Sänger Jeff Scott Soto und Nad Sylvan sowie Jazzrocker Oz Noy (gtr) sein – und damit ist schon in gewisser Blick in die stilistische Ausrichtung des Albums zu erahnen. Denn RTFacts Auffassung von Prog ist mit Sicherheit genauso nah an Frühachtziger-Jazzrock wie am Siebziger-Progressive-Rock. Dazu noch ein paar Synthie-Orchester, und fertig ist ein Album, das allen Freunden von ähnlich gelagerten Projekten wie The Samurai Of Prog definitiv ein Festmahl sein wird.

Am stärksten hört man wohl den Einfluss von Gentle Giant heraus, die verschachtelten Arrangements, jazzigen Grooves und mehrstimmigen Vocals verraten da Einiges. Aber auch Emerson, Lake & Palmer sowie die Frühachtziger-Scheiben von Al Di Meola (speziell „Electric Rendezvous“) dürften die Bosse des Projektes regelmäßig auf dem Plattenteller haben. Große Namen, denen RTFact aber keine Schande bereiten. Denn Komponist Uoalodarsky schafft es fast durchweg, die Mixtur erfreulich melodisch und songorientiert zu halten. Nur ganz selten verliert sich „Life Is Good“ einmal im Instrumentaldschungel, und wenn, dann nur für wenige Momente, bevor wieder mit einer feinen Melodielinie gepunktet wird. Lediglich die rockigeren Anflüge – wie zu Beginn von ‚Gotika‘ – werden etwas zu sehr mit angezogener Handbremse gespielt, da hätte man sich ein wenig mehr Mut zum Gasgeben gewünscht. Das ist aber im Genre generell so, deshalb lassen wir es auch hier mal durchgehen. Die kitschige Ballade ‚Hail To The Winner (Part 1)‘ fällt aber trotz Jeff Scott Sotos gewohnt souveränen Vocals durchs Raster. Muss man eben auch erst mal schreiben können, eine souveräne Powerballade – hier landen wir aber eher am „Love Beach“ als sonstwo. Aber, vergeben und vergessen – schließlich handelt es sich bei „Life Is Good“ trotz aller Credentials um ein Debütalbum, da ist bestimmt noch Luft nach oben. Das schwer ELP-mäßige, genauer gesagt an Emersons Prokofieff-Ambitionen erinnernde ‚Hail To The Winner (Part 2)‘ bringt ein wenig Humor und Lockerheit ins Spiel, und mit ‚The King, The Master And The Timekeeper‘, ebenfalls von Soto gesungen und ELP direkt gewidmet (inklusive textlicher Huldigung), ist das Album wieder völlig auf der Spur, und der musical-mäßige Abschluss mit ‚Hollywood Walk Of Fame‘ hätte sogar perfekt auf den Styx-Klassiker „Paradise Theater“ gepasst. Nur stören – wie auf dem kompletten Album – die etwas billig tönenden Synthie-Bläser und -Streicher ein wenig den Hörgenuss. Da gibt’s heuer deutlich angenehmer und vom „real thing“ fast nicht zu unterscheidende Soundbanks, das muss nicht mehr so künstlich klingen wie damals, als Freddie Mercury und Mike Moran ‚Barcelona‘ zusammenbastelten.

Trotz dieser kleinen Mängel ist das Album für Freunde hemmunglos und lustvoll überkandidelten Symphonic-Progs mit Jazzrock-Einfluss ein ganz heißer Tip. Schade, dass bereits jetzt vorauszuahnen ist, dass das Projekt RTFact wohl nicht mit dem Material touren wird: im Liveeinsatz würden sich nämlich viele der hier erwähnten Schönheitsfehler relativ schnell ganz von selbst lösen. Aber das sei wie es wolle: dies ist ein gelungenes Debüt eines auch für die Zukunft vielversprechenden Projektes. Zu beziehen derzeit exklusiv im Webshop von Just For Kicks.

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