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Here Come The Aliens

Man mag es mir verzeihen, Kim Wilde bereits abgeschrieben zu haben. Die mittlerweile 57jährige hatte in den letzten zwanzig Jahren schließlich vornehmlich Greatest Hits-Sammlungen, Neuaufnahmen ihrer Greatest Hits im Dance-Gewand und, nun ja, ein Weihnachtsalbum veröffentlicht. Aber, siehe da, die Mutter aller Kylies und Katys legt überraschenderweise mit „Here Come The Aliens“ nicht nur ein Album mit neuen Songs vor, sondern auch eine absolut launige Popowackelscheibe, die auch bei Sauwetter schon die erste Sommerlaune aufkommen lässt.

„Here Come The Aliens“ ist erneut eine Familienanlegeheit geworden. Bruder Ricky Wilde produziert wieder, hat alle Songs mitgeschrieben und steuert Gitarren und Keyboards bei, und auch die nächste Generation der Wildes (Kims Vater ist UK-Rock’n’Roll-Legende Marty Wilde), und Kims Töchter Scarlett und Roxanne Wilde steuern Backings bei. Scarlett hat darüber hinaus auch das coole Artwork im Fifties-SciFi-Stil und ein paar Songwriting -Credits zu verbuchen. Vielleicht klingt „Here Come The Aliens“ deshalb so entspannt, locker und gutgelaunt? Das Album schafft es, eine moderne, radiotaugliche Hi-Tech-Produktion mit den Klängen von Wildes Liveband (inklusive durchaus knackiger Gitarren) und dem typischen Frühachtziger-Wilde-Sound zu einem luftigen, höchst ohrwurmstichigen Gesamten zu verbinden. Vielleicht war es ja die Zusammenarbeit mit Lawnmower Deth (!), die in Frau Wilde einen Energieschub ausgelöst hat? So oder so, Songs wie ‚Birthday‘, ‚Kandy Krush‘ oder die Liebeserklärung an die Amsterdamer Kulthalle, ‚Rockin‘ The Paradiso‘, verfügen allesamt über Ohrwurmmelodien, ordentlich rockigen Punch und eine Frische, die nicht viele ihrer deutlich jüngeren Konkurrenten liefern können. Dazwischen gibt es mit dem atmosphärischen ‚Cyber.Nation.War‘ (erinnert ein wenig an eine SciFi-Opern-Version von ‚Cambodia‘), der Ballade ‚Solstice‘ und dem puren, verträumten Synthiepop von ‚Rosetta‘ (in Zusammenarbeit mit Frida Sundemo entstanden) auch genug Abwechslung. Schwächeln tut eigentlich nur die erste Singleauskoppelung ‚Pop Don’t Stop‘, bei der Bruder Ricky auch mitsingen darf: das Intro zitiert zwar sympathisch-frech ‚Video Killed The Radio Star‘, der Refrain klingt dann aber ein wenig zu beliebig – und noch dazu ziemlich nach dem Bon Jovi-Singlehit ‚It’s My Life‘.

Das ändert aber nichts daran, dass Kim Wilde mit ihrem aktuellen Album eine exzellente, lustvoll und frisch klingende Popscheibe gelungen ist. Klar, die Welt wird „Here Come The Aliens“ nicht verändern, versteckte Tiefen oder innovative Ansprüche gibt es hier erwartungsgemäß keine. Für jede Menge guter Laune ist das Album aber auf jeden Fall zu gebrauchen – und die braucht im Endeffekt doch jeder irgendwann einmal, oder?

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