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Für Chopin

Es gibt ein Leben nach dem Punk, und das ist entspannt und wird von der Akustikgitarre begleitet. Zahlreiche Musiker, die mit ihren Bands die härtere bzw. schnellere Schiene fahren, haben uns in den letzten Jahren mit ihren Soloplatten die schönsten und besinnlichsten musikalischen Momente beschert – man denke nur Tony Sly von No Use For A Name, sowohl Chris Wollard als auch Chuck Ragan von Hot Water Music, Sarah Blackwood von The Creepshow, Joey Cape von Lagwagon, Justin Sullivan von New Model Army.

Nun reiht sich Huck Blues in diese illustre Gesellschaft ein und könnte uns nicht sanfter den Weg aus dem alten Jahr weisen. Wie bei so vielen seiner Kollegen waren die vorliegenden Songs zunächst als Material für seine Band Diving For Sunken Treasure gedacht. Da diese aber gerade pausiert, schlägt Sänger Sebastian Kiefer als Huck Blues und mit dem Album ‚Für Chopin‘ kurzerhand ein neues Kapitel in seinem Musikerleben auf. Und das so konsequent, wie es nur geht. Für das Album hat er fast alle Instrumente selbst eingespielt, die Produktion übernommen und auch beim Mastern mitgewerkelt.

So konnte nur ein Album mit einer großen Intimität entstehen. Die 13 Songs haben ihre Grundlagen nicht nur im Punk, sondern auch im Southern Rock, im Wüsten-Sound sowie im Jazz und ja, ein Stück weit in der Klassik. Sie sind super entspannt und genau deswegen so stark. Nichts wurde glattpoliert, keine Einsätze durch übermäßiges Proben nivilliert und trotzdem wird immer der richtige Ton getroffen.,Den Songs wurde schlicht ihr Charakter belassen und ein wiederspenstig schnurrender Kontrabass ist nur eine von so vielen sympathischen Eigenheiten, die jeden einzelnen von ihnen ausmachen.

Auf ‚Für Chopin‘ ist alles ganz wunderbar wohldosiert: Es gibt nicht zu viel Pathos, aber reichlich Leidenschaft; keine eindimensionale Instrumentierung, aber auch nicht zu viele Spielereien; nicht zu wenig Herz und nicht zu viel Melancholie. Nichts ist übertrieben und Alles hat Hand und Fuß. Uns wird eine äußerst vielschichtige Akustikplatte zuteil, deren Songs dank der tiefen, whiskeygetränkten Stimme ein Outlaw-Feeling transportieren, aber gleichzeitig viel Wärme und Heimatgefühl vermitteln. Wem also mit dem Jahr auch langsam die Energien ausgehen, der findet hier Asyl, Rückbesinnung und kann langsam neue Kraft tanken.

Danke, Huck Blues, für ein Album, das entschleunigt, erdet und einfach nur gut tut.

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