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Emotional Tattoos

Premiata Forneria Marconi, oder kurz PFM, sind die wohl bekannteste und erfolgreichste Prog-Band Italiens. Aktiv sind die Bäckergesellen seit den frühen Siebzigern, nach einer Pause Ende der Achtziger hat sich die Band reformiert und veröffentlicht seit 2006 relativ regelmäßig neues Material. Ihr neues Album „Emotional Tattoos“ ist nun das erste seit 1977, das in englischer Sprache veröffentlicht wird – wohl, weil die Band diesmal einen Deal mit dem international agierenden Inside Out-Label abgeschlossen hat.

Nun, die Version mit italienischen Lyrics ist aber ebenfalls enthalten – und auch tendenziell die Bessere. Sänger/Drummer Franz Di Cioccio klingt in seiner Muttersprache einfach ein gutes Stück expressiver. Und ob nun die Sprache über den Erfolg des Albums entscheidet, ist eher fraglich – Sigur Ros haben es schließlich ja auch in den Mainstream geschafft. Doch mit solch herausfordernden Acts haben PFM auch überhaupt nichts am Hut. „Emotional Tattoos“ ist eine hochentspannte Pop-Scheibe mit einigen wenigen Prog-Einflüssen, die zwischen den Achtziger-Scheiben von Barclay James Harvest, den späteren Scheiben von Phil Collins und typisch italienischem Radiopop angesiedelt ist. Selbst wenn ein Song wie ‚La Danza Degli Specchi‘ mit Yes-artigem Gefrickel beginnt, weicht das doch recht schnell wieder einem launigen, aber konventionellen Popsong. Da helfen auch die immer wieder aufblitzenden Rick-Wakeman-Gedächtnis-Synthie-Einwürfe, die gelegentlich angejazzten (wenngleich kurzen) Soli und das tatsächlich „echten“ Neoprog bietenden Instrumental ‚Freedom Square‘ nichts: dem gemeinen Progfan dürfte „Emotional Tattoos“ einfach zu brav und mainstreamig ausgefallen sein. Natürlich sind PFM exzellente Musiker, und das Songwriting verrät, daß die Band ihr Handwerk absolut beherrscht. Das Überraschende, Gewagte, Komplexe, Dynamische oder auch gerne mal Experimentelle, das das Prog-Genre auszeichnet, findet man hier aber nicht.

Wer also auf typischen Italo-Pop steht, sollte sich hier definitiv einmal eine Hörprobe gönnen – die Songs verfügen allesamt über angenehme Hooklines, und Franz verfügt über eine angenehme, leicht raue Stimme, die an seine Landsleute Zucchero und Umberto Tozzi erinnert. Für Progfans hingegen ist „Emotional Tattoos“ nichts – es sei denn, sie zählen freilich „Love Beach“ (ELP), „Welcome To The Show“ (BJH) oder „Testify“ (PC, äh, Phil Collins) zu ihren Favoriten.

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