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Earthee

Einen Brückenschlag zwischen Seattle und dem Plattenlabel Sub Pop zu suchen, ist eine der leichtesten Übungen: Seattle war in den 90er Jahren die Hauptstadt des Grunge und Sub Pop der Indikator, der alle gitarrenrotzenden Flanellhemdträger unter seine Fittiche nahm. Sub Pop, Seattle und HipHop in einem Atemzug zu nennen, scheint dagegen eine größere Herausforderung darzustellen. Doch der Missing Link ist brandaktuell und lässt sich daher leicht finden: THEESatisfaction.

Das Duo wohnt in Seattle, ist bei dem legendären Label unter Vertrag und versteht sich auf die Künste der Beats und Rhymes. Stasia Irons und Catherine Harris-White sind auf Vinyl gepresste Frauenpower. Auf dem Cover präsentieren sich beide nackt, nur von transparenten weißen Garn verhüllt. Selbstbewusstsein, das sie auch musikalisch ausleben. THEESatisfaction verschmelzen unterschiedlichste Stilrichtungen zu einer eingängigen Mixtur: African Beats treffen auf 80er-typische Synthies, eine unbändige Masse Soul kollidiert mit bremsenden TripHop, Free-Jazz-Anleihen umschmeicheln die Coolness von flowenden Vocals.

Ein wenig spiegelt das auch den mühevollen Weg der beiden Freundinnen zu Sub Pop wieder. Stasia wuchs in Tacoma auf, Catherine im wilden Hawaii. Gefunden haben sie sich an der Universität Washington. Nach dem Schulabschluss 2008 experimentierten beide am heimischen Computer mit Sounds und schufen ihren ureigenen Flow. Ihre ersten Tracks verkauften sie auf handgefertigten und selbstproduzierten Platten. Schnell wurden sie zum Geheimtipp. Melodisch interessant, aber stets unaufgeregt ergießt sich nun auf ‚Earthee‘ ein breiter Klangteppich, den auch schon das Debüt ‚Awe Naturale‘ aus dem Jahr 2012 augemacht hat.

Experimentell und athmosphärisch wabert beispielsweise ‚WerQ‘ hin und her. Gestützt von Keyboards säuseln die halb gerappt, halb gesungenen Vocals der beiden Diven über einen wahren Klangkosmos. Highlights sind zudem die Gäste, die THEESatisfaction unterstützen, wie beispielsweise Shabazz Palaces und Erik Blood in ‚Recognition‘.

Hypnotisierende Beats, die zurückhaltend eher einen Gang nach unten als hoch aufs Gaspedal schalten, machen ‚Earthee‘ zu einem spannenden Hybrid, der von seinem Hörer Neugier und Geduld verlangt, um vollends entdeckt zu werden. Wer das aufbringen kann, erlebt ein grandioses Werk, das dem HipHop eine neue Facette weit ab vom Ruf des angeblich bereits verstorbenen Genres verleiht.

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