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Die Deutschrocknacht

‚Die Bastarts, die setzen die Standards.‘

Schwule Nuttenbullen sind wild entschlossen, sich diesen Standards zu widersetzen. Damit verfügen sie schonmal über die Grundvoraussetzung für eine gute Punkband. Eine, die diese Bezeichnung auch verdient. Denn der Vierer aus Köln widersetzt sich vor allen den eingerosteten Standards des eigenen Genres. Und erobert es damit für sich zurück.

Der gewählte Name sollte nicht darauf schließen lassen, dass die Band dabei über’s Ziel hinausschießt. Im Gegenteil, auf Allgemeinplätze verzichten auch Schwule Nuttenbullen nicht. ‚Scheiß Deutschland‘ tönt es Einem schon im Opener entgegen. Nun, damit ist klar, dass es hier und mit dem Albumtitel ‚Die Deutschrocknacht‘ nicht nur um Kulturkritik geht. Es geht um mehr. Um alles. Wie es sich für authentischen Punk gehört.

Dessen Wurzeln reichen bekanntlich zurück bis in die frühen 1970er Jahre. Wer das vergessen hat, bekommt im Text zu ‚T-Shirt‘ den direkten Hinweis auf den Ratinger Hof. Subtilere Erinnerungsarbeit leisten Schwule Nuttenbullen mit der großartigen Fehlfarben-Reminiszenz ‚Lieber 1000 Jahre‘ oder New Wave-Anleihen in ‚Reiseführer‘. Aber die Geschichtsstunde geht noch weiter und kann Slime natürlich nicht auslassen.

Schwule Nuttenbullen käuen nun aber keineswegs nur Althergebrachtes wieder. Sie haben sich vollgesogen mit all den herrlichen Auswüchsen, die Punk in seiner 40-jährigen Geschichte hervorgebracht hat, und lassen ihren eigenen progressiven Sound (Achtung: Frauengesang!) aus den Trümmern erwachsen. Die Kölner sind nicht abgegessen, sondern hochinspiriert. Sie verarbeiten wild und respektlos und legen somit ein anarchisches, kratziges und hitziges Album vor, wie man es nicht alle Tage präsentiert bekommt. Macht nur weiter so.

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