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Derivae

‚Derivae‘ – das klingt ein wenig wie ein Verb aus dem Wortstamm des Derivats, des Abgeleiteten. Jedoch, wer hier wen oder was auf welche Weise ableitet, das ist ungefähr so greifbar wie das Albumcover oder die zugehörige Musik.

Schon auf ihrem Debutalbum veröffentlichten Nero Di Marte eine imposante Mischung, die wohl am Ehesten als progressiver Tech-Death bezeichnet werden kann. Komplexe Rhythmusstrukturen, sowie fast schon abwegig dunkle Harmoniegebilde, tiefst romantische Kadenzen, deren Düsterkeit sogar Sibelius hinterhergepfiffen hätte, wären sie an seinem verschneiten Café-Tisch im polarumnachteten Finnland vorbeigestöckelt. ‚Derivae‘ setzt diese Gangart fort; Abstrakte Songtitel wie ‚L’Eclisse‘ – die Schiene/ Verbindung, ‚Pulsar‘ – pulsieren oder ‚Il Diluvio‘ – die Flut kündigen surreale Lieder mit einer durchschnittlichen Spieldauer von acht Minuten an, deren Höreindruck bestens mit dem Albumcover harmoniert – einer schwarz-blauen Struktur, die ebenso einen Strudel im sturmgepeitschten Meer wie eine langgezogene Höhle in blau schimmerndem Licht darstellen könnte.

In jedem Fall eine runde Sache, ein Album, bei dem Cover, Texte und Musik, so surreal und schwer Greifbar sie auch sein mögen, eine saubere Einheit bilden und trotz allen Ablenkungen und Verwirrungen wunderbar harmonieren. Ein Album, das sich mit einigen bewussteinserweiteren Substanzen genauso kombinieren lässt, wie mit einem starken Kaffee im gemütlichen Sessel.

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