|

Death Will Reign

Das Plattencover lässt es genausowenig erahnen wie der Albumtitel. Der von Kerzen eingerahmte und aufgesägte Totelschädel verweist in Richtung Black- oder Death Metal klassischer Schule. Doch Impending Doom aus Riverdale in Kalifornien spielen Deathcore oder, wie sie es selber nennen: „Gorship“. Ihre eigene Wortschöpfung verbindet den musikalischen Stil, dem sie sich nahe fühlen, Gorecore – und christliche Anbetungsmusik: „Worship“. Ein überaus ungewöhnlicher Ansatz, diesen extremen Deathcore mit christlichen Texten zu verknüpfen. Allerdings nicht so selten wie angenommen, die christliche Rockmusikszene ist vor allen Dingen in den USA eine eigene Subkultur mit allen stilistischen Ausprägungen. Der inzwischen bekannteste Vertreter sind August Burns Red. Gerade in der Nische von Metal- und Deathcore ließen sich in den letzten Jahren durchaus kommerzielle Erfolge in der Musikbranche beobachten. All Shall Perishs berühmtester Fan heißt Lars Ulrich. Auch Suicide Silence, Bring Me The Horizon, The Black Dahlia Murder oder die deutschen Caliban sind Namen, die eine gewisse Bekanntheit erlangt haben.

Impending Doom haben es in ihrer nur rund acht Jahre dauernden Bandgeschichte auf produktive fünf Studioalben gebracht. Deathcore ist ein recht neues Phänomen, wobei es nicht wenige Musiker und Kritiker gibt, die dem Genre den Innovationsgehalt absprechen wollen. Fakt ist, dass hier der Sound und Blast- und Breakbeats des Metalcore und Death-Metal auf den Gesang aus dem Grindcore treffen: Extrem verfremdetes Growling, das sich durch elektronische Verfälschung vom klassischem Death Metal Growling abhebt. An „Death Will Reign“ gibt es neben der wirklich brettharten Härte viel Lobenswertes: Der Sound ist satt und gleichzeitig klingt das Album so natürlich und ungeschliffen, wie es das erklärte Ziel der Kalifornier um Gründungsmitglied Brandon Trahan war. Die atmosphärischen Hintergrundmelodien werden von echten Streichern gespielt – und nicht von einem Keyboard, an das man ein MacBook gestöpselt hat. Und sicherlich hebt sich Impending Doom auch durch ihre Message von vielen Genrekollegen ab, die in ihrer Radikalität hervorragend zum Sound passt. Wie bei ‚Beyond The Grave‘, in der es wortwörtlich um Himmel und Hölle geht und das wie die meisten Texte auf „Death Will Reign“ sehr persönlich ist.

Who am I? // A man that deserves hell // Who am I? // A man that will never see it himself // Who am I? An enemy to the most high // Who am I? // A man paid for by the price of blood.

I believe // That the day // The dead are resurrected // I will walk in heaven // And it will be // Full of the unexpected.

Es gibt sogar einige Songs, die aus dem Rahmen der immer gleichen Riffs, Screams und Drumbeats positiv herausfallen: So das bereits erwähnte ‚Beyond The Grave‘ mit seinem stimmungsvoll-düsteren Intro, das sich im Mittelteil variiert und ebenso ausklingt, während zwischendrin eine ordentliche Prise Thrash Metal durchsickert. ‚Rip, Tear and Burn‘, bei dem die Drums überaus abwechslungsreich sind oder ‚My Blood‘ mit wundervoll dissonanten Streichern, die dem Song eine ungemütliche Bedrohlichkeit geben. Doch selbst mit der spürbaren Steigerung bei der Melodik seit dem letzten Album „Baptized In Filth“ ist Impending Dooms Nummer Fünf im Gesamteindruck zu repetitiv und viel zu wenig abwechslungsreich. Wo As I Lay Dying oder August Burns Red bei aller Härte immer wieder mit ruhig gesungenen Elementen ihren Stil auflockern und All Shall Parish mit ihrem tollen Songwriting häufig wundervoll epische Passagen einbauen, bleiben Impending Doom viel zu eindimensional, um längere Zeit interessant zu bleiben. Ich wollte das neue Album der sympathischen Jungs mögen, aber es zündet einfach nicht so richtig. Schade eigentlich.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar