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Damnatio Memoriae

Mister Ian Arkley steht auf schwerfälliges, tonnenschweres Metall. Der Musiker, der bereits in den frühen Neunzigern mit der Progressive-Thrash-Metal-Band Seventh Angel zu bis heute anhaltender Underground-Ehre kam, verdient seine Brötchen im Hauptberuf als Lokführer von Güterzügen im Westen Englands. Seine Leidenschaft für Loks wird wohl nur von seiner Leidenschaft für düsteren Metal übertroffen. Seit nunmehr zehn Jahren ist der Brite mit wechselnder Besetzung mit doomigem Metal unter dem Namen My Silent Wake aktiv. In dieser Zeit hat Arkley sechs Alben und mehrere EP’s und Demos auf die Beine gestellt. Mit „Damnatio Memoriae“ ist nun das siebte Full-Length-Album in 10 Jahren im Kasten. Hut ab, mein lieber Scholli! Während das letzte (akustische) Album „Preservation, Restauration, Reconstruction“ mittelalterlichen Doom-Folk präsentierte, war „Silver Under Midnight“ ein „klassisches“ Doom-Metal-Album mit Growls. „Damnatio Memoriae“ geht wieder in diese Richtung. Wobei sich die Vorzeichen dennoch ein wenig geändert haben. Stillstand ist Arkelys Sache nicht. Das neueste Werk ist wie erwartet und geliebt düster und hart. Beim Tempo haben die drei Herren aber aktuell wieder ein Schippchen drauf gelegt – und das Ergebnis weiß durchaus zu gefallen. Die Basis ist nach wie vor düster und das Tempo kein Vergleich zu klassischen Death-Metal-Bands. Man kann aber sagen, daß sich der Regler etwas in Richtung Death-Metal verschoben hat und Arkley die Sache für alle, denen klassischer Doom auf Dauer zu eintönig ist, ein ganzes Stück interessanter gemacht hat.

Das mit knapp vier Minuten ungewöhnlich kurze ‚Highwire‘ beispielsweise ist so eine gelungene Symbiose aus Doom- und Death-Metal, das mit knalligen Riffs aufwartet und sich zum Ende hin dynamisch zuspitzt. Überhaupt klingen die Riffs auf dem neuen Werk härter, verzerrter, lauter, todesmetallischer. Der ruhige, manchmal fast symphonische Sound ist in den Hintergrund getreten zu Gunsten eines rauheren Tons – aber natürlich ist nach wie vor alles typische My Silent Wake. So wie ‚Black Oil‘, das genauso zäh und unnachgiebig klingt wie sich rohes Erdöl wohl anfühlt. Arkley versteht es formidabel, genügend Elemente einzubauen, die Abwechslung bieten. Shouts, Double-Bass-Einlagen, kleine Gitarren-Leads im Hintergrund – vieles, sehr vieles schafft auf diesem Album eine dichte und interessante Atmosphäre. ‚And So It Comes To An End‘ mit seinen Streicher-Samples und melancholischen Melodiebögen verbeugt sich einmal mehr vor den großen Paradise Lost, die auf ihrem neuesten Werk ja auch wieder deftige Growls auf dem Speiseplan stehen haben. Das fast 14-minütige ‚The Empty Unknown‘ spiegelt in seiner genüsslichen Langsamkeit ebenfalls die bereits erwähnte „neue, andere Opulenz“ von My Silent Wake wider. Das öffnet der Band tatsächlich den Zugang zu einem mehr Death-Metal-affinen Publikum. Düster? Check! Hart? Check! Growls? Mehr als früher. Also, nichts wie reinhören.

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