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Coma Of Souls (Deluxe Edition)

Die vier lange vegriffenen und selbst gebraucht nur zu Fantasiepreisen erhältlichen Kreator-Alben der 1990er werden nun endlich wieder aufgelegt – fein remastert, in schicken Digibooks und mit Linernotes und Bonustracks versehen. Wir haben die Rereleases der teilweise musikalisch sehr umstrittenen Alben für Euch genauer unter die Lupe genommen.

Als die 1990er begannen, schien noch alles in Butter bei Kreator. Mille hatte sich nach dem Ausstieg/Herauswurf (je nach Ansicht) von Gitarrist „Tritze“ Frank Blackfire geangelt, der in den vorangegangenen Jahren einen entscheidenden Teil dazu beigetragen hatte, Sodom zur erfolgreichsten deutschen Thrashband werden zu lassen. Das wie der Vorgänger „Extreme Aggression“ von Randy Burns produzierte neue Album „Coma Of Souls“ verkaufte sich damals entsprechend exzellent – da Karl Walterbach, der Boss des Kreator-Labels Noise das Album nicht bei Media Control anmeldete, tauchte es jedoch nie in irgendwelchen deutschen Charts auf.

Auch wenn später ein wenig gemeckert wurde: als „Coma Of Souls“ erschien, war so ziemlich jeder damit ziemlich zufrieden. Und auch vollkommen zurecht. Die Linie zu komplexeren Arrangements, die mit „Extreme Aggression“ begonnen wurde, fand hier ihre Fortsetzung. Das Tempo wurde mehr variiert, es gab melodische Soli, sogar Akustikgitarren wurden eingesetzt – dennoch gab’s hier die typische pissig-hysterischen Mille-Schreie und über weite Strecken auch die Thrash-Vollbedienung, die man von der Band mittlerweile erwartete. „Kontrollierter“ nannte Mille das damals, und das trifft den Nagel auf den Kopf. Jeder Ton sitzt hier perfekt an seinem Platz, jedes Detail ist Teil des Ganzen – und das Album funktioniert am Besten, wenn man es am Stück durchhört. Natürlich klingt manch ein Riff ein wenig nach Metallica zu „…And Justice For All“-Zeiten, und generell hört man einen starken Bay-Area-Thrash-Einfluss heraus. Im Gegensatz zu Testament, Megadeth, Exodus, ja, auch Slayer traten Kreator aber nach wie vor sympathisch oft aufs Gaspedal. Und Songs wie ‚When The Sun Burns Red‘, das eingängige ‚People Of The Lie‘, das mit groovigen Elementen ausgestattete ‚Terror Zone‘ und natürlich der epochale Titelsong gehörten mit Recht auch in den letzten Jahren noch zu den Live-Highlights der Band. Auch wenn die Weiterentwicklung natürlich nicht so überraschend und groß war wie zwischen den ersten vier Alben, war auch Kreators Fünfte ein fantastisches, pures Thrash-Album ohne Ausfälle.

Dem Ganzen setzt aber erst die Bonusdisc so richtig die Krone auf. Der 1992er Livemitschnitt aus Fürth geht nämlich ohne Frage als perfekte Best Of der ersten Kreator-Phase durch. Bei bestmöglichem Sound bolzt sich die Band schweinetight und ultrabrutal durch vierzehn Klassiker (plus ein Intro und ein gottlob kurzes Drumsolo). Wäre das Teil damals schon als Livealbum erschienen, wäre es heute ein Klassiker des Metal. Fünf Songs von „Coma“, dazu Brecher wie ‚Betrayer‘, ‚Pleasure To Kill‘, ‚The Pestilence‘, ‚Toxic Trace‘, ‚Terrible Certainty‘ und natürlich das unumgängliche ‚Tormentor‘ – einer der geilsten Livemitschnitte des kompletten Metalzirkus und das ultimative Einsame-Insel-Paket der frühen Phase der Band. Alleine hierfür lohnt sich die Neuanschaffung bereits!

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