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Cigarettes After Sex

Wer zu den Millionen gehört, die Cigarettes After Sex durch diverse Klicks auf deren Youtube-Videos zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad verholfen haben, wird von der Langsamkeit fasziniert sein, die Mastermind Greg Gonzalez mit seinem Bandprojekt zelebriert. Einmal in dessen Songs gefangen, verliert man leicht jedes Zeitgefühl. Selbiges scheint der Herr Gonzalez schon lange aus seinem eigenen Leben verbannt zu haben – das zumindest könnte eine Erklärung dafür sein, warum die Bandhistorie in langen Zeitabschnitten geschrieben wird: Bandgründung 2008, erste EP ‚I.‘ 2012, Debütalbum 2017.

Bewundernswert, wie sich hier über die Schnelllebigkeit und Konsumlogik des 21. Jahrhunderts mit der größten Selbstverständlichkeit hinweggesetzt wird. Denn es geht ja nur um Eines – im Leben im Allgemeinen und bei Cigarettes After Sex im Besonderen: die Liebe. Die braucht ihre Zeit, ihre langen schönen Momente und all die Laszivität, mit der Gonzalez beim Singen seine Zähne kaum auseinander bekommt.

Dem größten aller Gefühle gibt sich der Wahl-New Yorker mit aller aufzubringenden Leidenschaft hin. Äußerlich tiefenentspannt, lodert innerlich das Feuer.

‚I’d gladly break my heart for you.‘

(Sweet‘) – Gonzalez verschreibt seine gesamte Existenz der Liebe: der platonischen und der physischen, der verrückten und der banalen, der kurzlebigen und der ewigen, der glücklichen und der unglücklichen. Sollte man selbst gerad von Letzterer befallen sein, wird das Album einem das Herz brechen.

Für die gefühlsmäßig Ausgewogeneren unter uns ist ‚Cigarettes After Sex‚ das richtige Album, um sich an lauen Sommerabenden schön einlullen zu lassen. Es gehört in die weingeschwängerten Momente zwischen Tag und Nacht, in denen sich das Licht zurückzieht und das Dunkel noch nicht wirklich durchsetzen kann. Die Momente, die dem Innersten des Menschen gehören, seinen unerfüllten Träumen und Sehnsüchten. Darauf einen genüsslichen Zug an der Zigarette.

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