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Choke Cherry Tree

Eine weitere Entdeckung aus der Abteilung „Rootsmucke aufbereitet für junge, hippe Menschen“ ist die Ben Miller Band, die mit dem aktuellen Album „Choke Cherry Tree“ bereits ihr viertes vollständiges Studioalbum vorlegt.

In den USA wurde die Ben Miller Band bekannt durch ihren Auftritt in der Serie „Outsiders“ – und das ist schon ein guter Anhaltspunkt für die Musik, die auf „Cherry Choke Tree“ kredenzt wird. Fast jeder Song ist prädestiniert für die moderne Netflix-Show. Wo auf den Vorgängern noch Country, Bluesrock und nicht selten reiner Bluegrass dominierten, klingt das Ganze 2018 deutlich massentauglicher und konventioneller. Klar, akustische Skiffle-Songs mit Waschbrett (‚Trapeze‘) gibt es immer noch, aber eben auch viel relativ glattgebügelten Alternative Rock (‚One More Time‘, ‚Life Of Crime‘). Schlecht ist das beileibe nicht, und zusammengehalten wird die Mixtur von der immer im modernen Bluesrock verankerten Gitarrenarbeit des Namensgebers, die immer noch ziemlich deutlich von seinem Mentor Billy Gibbons beeinflusst ist, aber diesmal weit weniger im Vordergrund steht. Wer aber auf die vorangegangenen, deutlich raueren Alben steht, wird hier nur aber ehedem nur bedingt glücklich werden. Die Einflüsse von Steve Earle, John Fogerty oder auch Bob Dylan, die bislang den Sound der Band prägten, gibt es nämlich diesmal nur in homöopathischen Dosen zu vernehmen. Meist klingt das Ganze eher, als hätten frühe Elbow mit den Kings Of Leon ein Country-Album aufgenommen. Auch die Drums kommen diesmal fast komplett aus der Dose, Synthies und Streicher überziehen die ganze Sache oft mit ziemlich Hollywood-mäßigen Glitzer. Möglicherweise ist der Plan in diesem Fall eine Neuerfindung a la ZZ Tops „Eliminator“ – leider bleibt man unterm Strich aber zu oft bei radiotauglichem Durchschnittspoprock wie dem tanzbaren ‚Life Of Crime‘ kleben.

Nun, gegen gut gemachten Mainstream-Rock gibt’s ja nichts einzuwenden, doch den Unterhaltungswert der Vorgänger erreichen Miller und Co. leider doch nur auf den wenigen „traditionelleren“, countrylastigen Stücken. Ähnlich wie bei Mumford & Sons muss man den Mut loben, sich der Stagnation zu widersetzen, aber das Endergebnis nicht unbedingt abfeiern. Auch hier bleibt eine eher durchschnittliche Scheibe, die sich ein wenig zu deutlich an den Mainstreamgeschmack anbiedert.

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