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As Heaven Turns To Ash …

Doom Metal. Schon, wenn man das Wort ausspricht, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Wie verbittert und unzufrieden muss man mit sich und der Welt sein, um Doom-Metal-Songs zu schreiben? Die Emo-Kids von heute, die mit den schwarzen Haaren und Fingernägeln, die immer schlecht drauf sind und am liebsten in Selbstmitleid schwelgen, weil sie ja so etwas Besonderes sind und niemand mit ihnen zurecht kommt, sind wahre Glücksbärchis im Vergleich zum Doom-Metaller. Warhorse tragen mit ihrem wiederaufgelegten Werk ihres Albums von 2001 den Begriff Schwermütigkeit auf eine neue Ebene. Eine Platte voller Unheil und Zerstörung und das gaaaaaaanz langsam, damit es auch richtig wehtut. Was im Death Metal und der Modeerscheinung Beat Down erfolgreich zur Effekthascherei verwendet wird, ist bei Warhorse schon der ganze Song. Unheilverkündende, virtuose Gitarrenzupferei, bis die Walze aus einem scheinbar chronisch valiumabhängigen Drummer, einem erdrückenden Bass, der um die drei Zentner wiegen muss und verwaschenen Gitarren, die irgendwo im Raum-Zeit-Kontinuum hängen geblieben sind, los rollt. Mit gefühlten 0,3 Kilometern pro Stunde walzt sie gemächlich alles, was bis dato an Hoffnung auf eine bessere Welt vorhanden war, gnadenlos platt. Manchmal verspürt Sänger Jerry Orne auch das Bedürfnis, ein paar Worte loszuwerden. Hier geht es meist um Regenbögen, Einhörner und den Sonnenschein – nicht! Natürlich läutet er auf lyrische Art und Weise das Verderben ein, so, wie es sich gehört.

Das ist die große Stärke der Platte. Jede unerschütterliche Wunderblume verwelkt nach kürzester Zeit und wird zum morbid-grauen Vanitas-Stillleben. Gute Laune ist eben auch vergänglich. Was sich übrigens wie ein totaler Verriss anhört, dürfte die Band an sich freuen, denn genau das scheint das Ziel der Platte zu sein. Einziger Makel an der ganzen Düsterkeit: Man nimmt sie solchen Bands nicht ab. Niemand, nicht einmal der größte Miesepeter, nicht einmal Oscar aus der Tonne (Sesamstraße) oder Muffi Schlumpf können den ganzen Tag schlecht drauf sein. So kauft man dem Kriegs-Pferd seine unheilbringende Schwarzseherei nicht ganz ab. Nichtsdestotrotz gibt es keinen einzigen Lichtblick auf der Platte. Es ist entweder ruhig und die Gitarre zupft irgendetwas Melancholisches, das nach Braveheart oder Conan- Der Zerstörer klingt oder besagte Dampf-, sorry… Doom-Walze rollt über das Kriegsfeld. Manchmal sind Warhorse so langsam, dass man denken könnte, der CD-Player habe sich verschluckt. Da das in der Doomszene wahrscheinlich wieder ein Kompliment ist: Warhorse, ihr seid die Langsamsten. In, sagen wir mal Thrash-Metal-Tempo dürfte das Album halb so lange dauern, was kein Beinbruch wäre, denn Warhorse glänzen nicht gerade mit Abwechslung oder Ideenreichtum. Es geht um die brachiale Gewalt und Finsternis. Wer sich an einem verregneten Montagmorgen dran setzt und das ganze Album durchhört, kann danach direkt einen Termin beim Motivationscoach beantragen, der nach deiner Sitzung höchstwahrscheinlich weinend und apathisch seinen Kopf immer und immer wieder an die Wand schlägt. Das haben Warhorse schon damals gut hingekriegt. Der Wunsch nach solch einer desaströsen Selbstgeißelung von einem Album scheint nicht abzureißen. Darum nun die Neuauflage als Vinyl. Doom down your life!

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