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Archivarium

Der Titel „Archivarium“ verrät es bereits: für das neue Album hat sich The Samurai Of Prog aka Marco Bernard mit seinen mittlerweile auch offiziell zur Band gehörenden Mitstreitern Kimmo Pörsti und Steve Unruh im Archiv vergraben und schließlich unveröffentlichtes Material der letzten Jahre zutage gefördert. Die meisten Stücke wurden laut Sleeve-Notes auch mit oder von anderen Musikern des finnischen Colossus-Kollektivs kreiert, dem ja auch das Samurai-Projekt entsprang. So dürften harte Follower der finnischen Prog-Szene bereits Einiges auf dem Album kennen – das dürften aber vermutlich eh nicht Allzuviele sein.

Stilistisch liegen die Stücke alle auf der bewährten Samurai-Linie: klassischer, symphonischer Siebziger-Prog mit viel Gegniedel, Gefiedel, Pomp und Pathos, der perfekt taugt, dem modernen Prog-Hipster das Lachen aus dem Gesicht zu treiben. Emerson, Lake & Palmer, PFM, Camel, Rick Wakeman solo, aufgrund der Violine auch die frühen Kansas – nein, Zurückhaltung wird hier nicht praktiziert. Das funktioniert aber natürlich auch bei einem Sammelsurium wie dem Vorliegenden prächtig, wenn die Musiker a. die Kompetenz und b. die nerdige Leidenschaft mitbringen, sich dem gänzlich unzeitgemäßen Sound voll und ganz zu verschreiben. Beides darf man bei The Samurai Of Prog zu keiner Sekunde anzweifeln. Technisch agiert man auf dem gleichen Level wie die „Originale“, und wie gewohnt gibt’s zur tollen Musik auch wieder ein aufwändiges Artwork als Dreifach-Digisleeve mit dickem Booklet inklusive Fotos, Lyrics und ausführlichen Linernotes und einem eigenen, ebenfalls bedruckten Hochglanz-Innersleeve-Bag für die CD. Ob für die Band dadurch beim Verkauf ihrer Alben wirlich noch Geld hängenbleibt, muss zumindest angezweifelt werden. Zwar gibt’s diesmal aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Songs kein durchgängiges Konzept, das macht aber überhaupt nichts. Songs wie ‚La Oscuridad‘, in dem man ein höchst willkommenes Wiederhören mit Michelle Young hat, ‚Keep The Ball Rolling‘ oder ‚The Sleeping Lover‘ hätten ohne Frage auf jedes bisherige Samurai-Album gepasst, ohne dabei durchs Raster zu fallen. Dazu gibt’s noch zwei Coversongs. Camels ‚Ice‘ ist ziemlich gelungen, wenn auch ein wenig zu nahe am Original, um richtig zu begeistern, doch die abschließende Fassung des David Bowie-Schlüsselsongs ‚“Heroes“‚ ist als einziger Song ziemlich enttäuschend ausgefallen. Das Flair des Originals wird zu keiner Zeit erreicht, leider hat die Band auch nicht versucht, dem Song eine neue Facette abzugewinnen. So bleibt eine blutleere und offen gesagt auch reichlich kraftlose Tralala-Version, die aber zum Glück am Ende des Albums steht und somit nicht den Fluss stört.

Eine schöne Zusammenstellung von „odds’n’ends“, die Fans des/der Samurai ohne Frage gefallen wird. Für Einsteiger ist zwar eher eines der drei bisherigen regulären Alben zu empfehlen, aber für die ist diese Sammlung auch nicht gedacht. Zu beziehen im Webshop von Just For Kicks.

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